Kolumbien

07.08.2023

Von Paraguay nach Kolumbien und wieder zurück, oder "in wen investierst du dich?"

Mitten im Südamerikanischen Winter, der bei uns in Paraguay auch schon mal empfindliche 0-10 Grad erreichen kann - und das ohne isolierte Häuser oder fest installierte Heizung - machten wir uns als Familie nach Kolumbien auf. Wir packten unsere Koffer für ungewöhnliche Winterferien (uns kommt es immer noch seltsam vor im Juli von Winterferien zu sprechen):

Ein Retreat (eine bewusste Auszeit), organisiert von "Coworkers" für seine Mitarbeiter in ganz Lateinamerika.

In der malerischen Umgebung von Medellín versammelten sich Entwicklungshelfer aus ganz Lateinamerika, was uns die seltene Gelegenheit bot, Erfahrungen auszutauschen, zu lernen, aufzutanken und neue Freunde kennen zu lernen. Als Inspiration zur Reflexion über unseren Einsatz widmeten wir uns z.B. dem Studium des Barnabas – einer biblischen Figur, der in selbstloser Hingabe in das Leben von Paulus (später mit der wichtigste Autor neutestamentlicher Bücher) und eines Mannes namens Markus investierte (später der Autor des Markus-Evangeliums) und sie und damit ihre Lebensaufgabe mit Einsatz, Liebe und Vertrauen formte.

Ein wiederkehrender Gedanke, der uns seitdem begleitet: "In wen investierst du?" Ein Aufruf, unser Leben nicht nur nach verschiedenen Tätigkeiten, Projekten, der Arbeit auszurichten, sondern bewusst in Menschen zu investieren.

Erklärt, wie die Avocados auf der Finca wachsen
Erklärt, wie die Avocados auf der Finca wachsen

Ein besonders berührendes Erlebnis teilten wir auf einer abgelegenen Finca in den kolumbianischen Bergen, die zukünftig als Basis für Gefängnisarbeit und Versöhnungsdienst dienen soll (und von einem Coworkers-Kollegen bewirtschaftet wird). 

Rechts das Haupthaus der Finca
Rechts das Haupthaus der Finca

Dort trafen wir auch auf William, dessen Lebensgeschichte uns tief bewegte. Vom Straßenkind (ab 10 Jahren) und Alkohol- und Drogenabhängigen zum mehrfach Gefangenen, erlebte er eine radikale Veränderung, als er im Gefängnis Jesus begegnete.

Gott berührte sein Herz und befreite ihn. Durch Seine Kraft und Veränderung wurde er sogar Leiter einer christlichen Gruppe im Gefängnis und konnte anderen Gottes große Liebe und befreiende Macht nahebringen. Jetzt arbeitet er in der Arbeit der Restauration mit.

Seine Geschichte ist ein kraftvolles Zeugnis dafür, wie Transformation selbst an den dunkelsten Orten stattfindet, Gefängnisse in Orte der Hoffnung verwandelt und Liebe inmitten von Verzweiflung gesät werden können.

Uns hat es aber auch sehr gut getan mit unseren Kollegen zu sprechen, die alle deutlich mehr Erfahrung haben als wir. Wir konnten ihnen manche Fragen stellen, z.B. wie sie damit umgehen von Spenden zu leben, oder wie sie die fachliche Arbeit, die Beziehungen zu den Menschen und die Pflege der Familie und Ehe in einer ganz anderen Umgebung und Kultur in ein gesundes Verhältnis zueinander zu bringen.

Grace, Emia und Levi hatten eine wundervolle Zeit mit den anderen Kindern und einem super Kinderprogramm.

Nach einer Woche voller geistiger und seelischer Bereicherung zog es uns an die entspannten Ufer der kolumbianischen Karibikküste, wo wir in der Wärme und Schönheit der Natur eine Woche Urlaub verbringen konnten.

Es war eine vermutlich einmalige Gelegenheit diesen Teil der Welt kennen zu lernen.

Tag und Nacht bei ca. 30 Grad, bis in den späten Abend im Wasser sein zu können. Freilaufende Leguane, Pfaue und Affen zu bewundern, über Stege durch Mangrovenwälder zu laufen und in glasklares Wasser einzutauchen. Den weichen, feinen, fast weißen Sand unter den Füßen zu spüren und auch die beeindruckende lokale Architektur zu bewundern.

Ach hat das gut getan, nach einem sehr besonderen Jahr mal wieder etwas Urlaub zu haben. Die letzten 12 Monate waren geprägt von Aufbruch, packen, Fragezeichen klären, Sprache lernen, Verabschieden, Reisen, Loslassen, Ankommen, wieder neu heimisch werden, neue Kultur Kennenlernen, in neue Arbeit und Schule einzutauchen. Das war definitiv besonders und aufregend, aber eben auch unglaublich anstrengend.

Mir, Joel, ist in der Woche an einem ruhigen Moment am Strand so richtig aufgefallen, dass mein Kopf gerade nichts denken muss. Nach dieser Zeit ein ganz ungewohntes Gefühl.

Nach insgesamt über 15 Stunden Heimreise mit 3 unterschiedlichen Flügen und Autofahrt waren wir froh wieder zu Hause zu sein.

Moment! "Zu Hause"?

Ja wir waren tatsächlich froh wieder in "unserem" Haus zu sein.

Auch wenn sicherlich nicht alles "normal" für uns ist und wir ab und zu den einen oder anderen Kulturschock oder "Kulturschöckerl" haben, dürfen wir doch merken, dass wir uns hier nun ziemlich "zu Hause fühlen".

Auch das ist wieder ein Meilenstein in unserer Zeit hier in Paraguay. Und damit sind wir auch wieder in unserem Einsatzland gelandet und sehen den nächsten Herausforderungen und Erlebnissen entgegen. Ermutigt und neu gestärkt. Danke Gott für diese besondere Zeit und diese besonderen Menschen, mit denen wir ein wenig Zeit verbringen konnten