Erste Eindrücke

Hola, qué tal?
Wir grüßen euch mit einer typischen Begrüßung in Paraguay.
Vor zwei Monaten haben wir zuletzt einen Blogeintrag geschrieben und nun kommen wir leider erst jetzt dazu euch in erste Eindrücke unserer neuen Heimat mit hinein zu nehmen.
Für uns ist die Zeit wie im Flug vergangen während ihr vielleicht schon lange ungeduldig wartet, wie es uns ergeht.
Wir sind bildlich umgeben vom "Meer" von Kultur und Neuem- wir baden manchmal mit Vergnügen und Staunen darin und manchmal versuchen wir uns über Wasser zu halten.
Zuerst einmal sind wir sehr dankbar unserem guten Gott, der uns in den ersten Wochen so sehr mit lieben Menschen versorgt hat, die uns herzlich willkommen geheißen, uns abgeholt, bekocht und eingeladen haben, mit uns Einkaufen gefahren sind, mit Rat und Tat zur Seite gestanden haben. Es war überwältigend und wir staunten über die Freundlichkeit der Menschen hier. Wir sind beschenkt mit lieben Nachbarn / Freunde und hilfsbereiten Kollegen, die uns das Ankommen sehr erleichtert haben. Sie sind uns zum Vorbild geworden, wie wir Neuen und Fremden begegnen sollten.
Im Vorhinein hatten wir so viele Fragen und Sorgen, wie manches nur gehen soll (Einrichtung eines Hauses, Aufenthaltsgenehmigung, Ankunft der Kinder, Autokauf, Schule/Kindergarten....) und wir durften erleben, wie unser Vater im Himmel wieder vorgesorgt hat:
Die Cedula (Aufenthaltsgenehmigung für 2 Jahre) durften wir nach etwas über 1 Monat schon in den Händen halten, was wirklich an ein Wunder grenzt.
Wir konnten einer im Ort bekannten Familie ein passendes Auto für uns abkaufen, die selbst wiederum gebetet hatten, dass eine Familie das Auto gut nutzen kann, nachdem es ihnen zu groß geworden ist.
Über die Gutenberg-Schule haben wir ein Haus mit wunderschönem Garten vermittelt bekommen, das wir mit Freuden mieten, es ist ruhig gelegen, was hier wirklich eine Seltenheit inmitten von Campo9 ist.
Die Kinder machen die Umstellung in eine ganz neue Umgebung bisher gut mit und sind uns in ihrer Anpassungsfähigkeit ein Vorbild. Kinder nehmen so Vieles einfach mit Leichtigkeit, Humor und im Vertrauen hin. "Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder" hat Jesus gesagt.

Nicht leicht war für uns, dass wir mit auffällig viel Krankheit gebeutelt waren in den letzten Wochen. Hohes Fieber, Durchfall, Erbrechen, durchgebrochene Mittelohrentzündung, Kopfschmerzen, Bauchschmerzen machten die Runde und ein verstauchter Knöchel von Joel haben uns in Schach gehalten. Wir sind froh, zwei gute Erfahrungen im Krankenhaus vor Ort gemacht zu haben. Dabei sind wir am Lernen, dass Vieles nicht planbar ist und dass wir als Familie Geduld brauchen mit uns und dem Gefühl, helfen zu wollen, aber stattdessen Hilfe zu benötigen.
Der Anblick von Armut, bettelnde Menschen vor der Haustür oder dem Auto, viel zu junge Mamas mit kleinen Babys oder Kinder am Straßenrand im Dreck, Baracken von "Häusern" und die Frage, wie man dieser Not nun richtig begegnet. Wir haben uns angewöhnt Milch oder Kekse im Auto zu haben, damit man etwas geben kann. Doch ist dies wirklich hilfreich? Und nicht nur ein Tropfen auf den heißen Stein?
Auch die Sprache stellt uns und die Kinder immer wieder vor eine Herausforderung. Ständig nichts oder zumindest Vieles nicht zu verstehen bzw. sich nicht ausdrücken zu können, wie man möchte, frustriert und macht müde, nicht nur die Kinder.
Gleichzeitig sind wir froh, was schon alles geht und erhalten viel Ermutigung von Seiten der Einheimischen. Schön ist auch, dass die Kinder schon anfangen Freunde zu finden und auch ohne groß zu Sprechen, spielen können.
Unsere ersten Eindrücke von Paraguay:
• 30 - 40 Grad mit hoher Luftfeuchtigkeit lassen sich erstaunlich gut aushalten, wenn man das Sprichwort "hier schwitzt man nur einmal, von morgens bis abends" verinnerlicht hat :)
"Hoy hace mucho calor" (Es ist heute sehr heiß) ist hier ein häufiger Satz.
• Wenn es regnet, dann richtig und dann sind innerhalb von kurzer Zeit Sturzbäche auf den Straßen. Schnell durch den Regen laufen, lohnt sich nicht sonderlich, weil man eh innerhalb kurzer Zeit patschnass ist. Nach dem Regen scheint aber oft schnell wieder die Sonne.

• Die Straßen in Campo 9, unsere Stadt im Inland, sind für uns sehr abenteuerlich. Nur die Hauptstraßen des Landes sind geteert, die allermeisten Straßen bestehen aus unterschiedlich großen Steinen, die einfach in unregelmäßigen Abständen in die Erde gehämmert wurden. Die Straßen sind generell nicht plan, sondern verlaufen der Einfachheit halber so, wie der Untergrund ist, unterbrochen von "Huppeln" und Schlaglöchern. Teilweise hat es auch nur Erdstraßen. Anfangs sind wir sehr vorsichtig über jeden "Huppel" gefahren, und haben vorsichtig nach größeren Schlaglöchern Ausschau gehalten. Mit der Zeit passen wir uns mit der Geschwindigkeit etwas an, kennen langsam die Stellen der größten Schlaglöcher und "hoppeln" über die Wege. Nach Regen muss man überlegen, welche Straßen wohl besser passierbar sind.

• Es wird sehr viel mit Motorrädern, kurz Motos, gefahren. Meist zu zweit bis zu fünft, in der Regel ohne Helm und in der Dunkelheit auch oft ohne Licht (weil defekt), oft auch deutlich minderjährige Fahrer oder als Beifahrer mit Baby in einem Arm und Handy im anderen.
• Die Straßenregeln sind: Es gibt eigentlich keine Regeln. Teilweise "präferierte" Straßen, die in der Regel Vorfahrt haben, ansonsten hat das stärkere Auto Vorfahrt. Motorräder überholen gerne auch mal von rechts, besonders wenn man gerade abbiegen will. Immer "cuidado" -Achtung
• Man wird hier sehr leicht zum Millionär, die lokale Währung Guaraní wechselt gegen den Euro mit ca. 8.000:1. Man gibt aber auch schnell mehrere Millionen aus. Den Wert der Produkte richtig einschätzen zu können, braucht noch etwas Übung
• Die Hähne der Nachbarn krähen spätestens ab 3 Uhr morgens laut und anhaltend, oder wann sie auch sonst immer wollen. Sie lassen sich aber jedenfalls nicht als Wecker nutzen.
Hunde und Hähne machen sich nachts hier Konkurrenz und sorgen bei uns manchmal für weniger Schlaf. Die Einheimischen hören das gar nicht. Lautstärke ist hier sowieso eine andere und extrem laute Musik normal, sodass man die Musik auch auch über eine weite Strecke hören und spüren kann.
• Alle laufen oder sitzen mit ihrem Tereré (kalt) oder Mate (warm) herum und drücken damit Verbundenheit, Gemeinschaft (wird viel geteilt und gemeinsam getrunken) und irgendwie auch Gemütlichkeit aus. Das lieben wir sehr und haben uns auch gleich mit Yerba und Thermos ausgestattet Wir lernen noch welche Kräuter und Gewürze man dazu verwenden kann um für Abwechslung zu sorgen.
• Chipa ist hier eine Spezialität, die man überall kaufen kann, ähnlich wie bei uns im Schwabenland vielleicht die Brezel. Uns schmeckt der gebackene Kringel aus Mandiokastärke und Käse sehr und die Kinder haben sie in der Schule auch schon stolz selbst gebacken.

Mehr Eindrücke kommen dann ganz "tranquilo" (entspannt) beim nächsten Mal.
Auch in unsere Arbeitsbereiche nehmen wir euch das nächste Mal mit.